Der Rhabarber sprießt mit Wunderwasser, im Kindergarten werden Butterbrote mit Dost serviert und am Skatepark dampft frisch gekochtes Stielmus – im Rahmen der Aktionsreihe „Preserved – Schwemmland – Monheim am Rhein“ haben kleine und große Monheimerinnen und Monheimer nun die ersten Ergebnisse probiert. Nach dem ersten Teil des Projekts mit dem Titel „Aussaat“ hat das Künstlerpaar Swaantje Güntzel und Jan Philip Scheibe in den vergangenen Wochen den zweiten Teil mit dem Titel „Wachstum“ beendet.
Das Projekt ist Teil der Reihe Kunst-Camp der Kunstwerkstatt Turmstraße, Monheims neuer Dependance der Kunstschule. Beim Kunst-Camp laden die Künstlerinnen und Künstler zu Aktionen ein, die eigens für Monheim am Rhein entwickelt werden. An acht Orten im Stadtgebiet hatten Swaantje Güntzel und Jan Philip Scheibe im Frühjahr Kulturpflanzen gesät, die für die Entwicklung der Region in der Vergangenheit eine Rolle gespielt haben: Dicke Bohnen, Dost, Flachs, Schwarzer Senf, Sommerroggen, Stielmus, Weißkohl und Zuckerrübe. Im Juni und Juli wurden die Pflanzen gemeinsam gepflegt – begleitet von verschiedenen Aktionen zum Thema „Wachstum“.
Der Flachs wächst nicht nur an der Kreuzung von Heerweg und Parkstraße, sondern auch in den Gärten einiger Monheimerinnen und Monheimer, die sich im Frühjahr an einer Flachspaten-Aktion beteiligt hatten. An der Außenstelle der städtischen Kita Schwalbennest an der Krummstraße gossen die Kinder fleißig Dost, auch bekannt als Wilder Majoran. Mit der Ernte schmierte Jan Philip Scheibe schließlich Dost-Butterbrote für alle kleinen Helferinnen und Helfer. Auch das am Skatepark an der Kapellenstraße gezogene Stielmus wurde mit Kindern des Ferienangebots des Abenteuerspielplatzes direkt vor Ort gekocht und verkostet. Die Blätter des Weißkohls auf dem Kreisverkehr von Geschwister-Scholl-Straße und Berghausener Straße haben zwischenzeitlich wohl Kaninchen gut geschmeckt, Güntzel und Scheibe pflanzten nun weiteren Kohl. Dafür gedeihen der Sommerroggen und der Schwarze Senf im Landschaftspark Rheinbogen und die Zuckerrüben vor der Kulturraffinerie K714. Unbekannte pflegen und ernten auch die Dicken Bohnen im Pflanzkübel im Marienburgpark.
Inspiriert von einer Anekdote aus dem Roman „Das verborgene Wort“ von Ulla Hahn wurde im Garten des Ulla-Hahn-Hauses mit vermeintlichem Wunderwasser gegossen. Als der Großvater im Roman im Sterben liegt, besorgen die Kinder von einer Nachbarin älteres Lourdes-Wasser, um es dem Großvater für eine baldige Genesung einzuflößen. Die Großmutter schreitet jedoch ein und schüttet das heilige Wasser aus dem Fenster in den Rhabarber. Die Kinder sind sich einig, dass der Rhabarber in diesem Sommer besonders gut wächst. Mit Lourdes-Wasser wurde deshalb nun auch eine neue Rhabarber-Pflanze im Garten des Ulla-Hahn-Hauses gegossen. Darüber hinaus hat das Künstlerduo sich mit den Herausforderungen des Wassermanagements in der Klimakrise auseinandergesetzt und den Sommerroggen mit einem Bewässerungsregenbogen gegossen.
Nachdem der zweite Projektteil „Wachstum“ nun abgeschlossen ist, soll es im September mit dem dritten und letzten Teil „Ernte“ weitergehen. Im Rahmen der Corona-Schutzverordnung planen Scheibe & Güntzel unter anderem eine Bierbrauaktion. (bh)
Flyer zum Projekt „Preserved – Schwemmland – Monheim am Rhein“
Flyer mit allen Pflanzorten